Montag, Juli 05, 2010

Predators

Adrien Brody erwacht im freien Fall, sieht sich verwundert um, erkennt den Ernst der Lage, drückt panisch auf den Auslöser seines Fallschirms. Das Ding funktioniert nicht. Er rast weiter auf den Erdboden zu, der Auslöser blinkt, die Baumwipfel kommen immer näher. In letzter Sekunde öffnet sich der Schirm, Brody kracht durch das Geäst, schlägt hart auf dem Boden auf. Titeleinblendung: "Predators"
Ganz schön badass, dieser Einstieg in den Film! Nach und nach trifft Brody auf weitere Personen - darunter Danny "fucking" Trejo als schmieriger Hitman aus Tijuana. Zunächst ist sich keiner bewusst, in was für einer Lage man sich befindet. Ein Russe eröffnet aus nächster Distanz das Feuer mit der Gatling-Gun, trifft aber keinen und wird zur Vernunft gebracht. Es stellt sich heraus, dass alle Gestrandeten per Fallschirma abgeworfen wurden und ganz schlimme Finger sind: Militär, Söldner, Auftragskiller, Yakuza, Todeskandidat ... und ein Arzt. Die Gruppe schlägt sich durch den Dschungel. Bald stellt sich heraus: Das ist ja gar nicht die Erde! Außerirdische Jäger haben die schweren Jungs (und eine Frau) auf einen Jagdplaneten verschleppt, um sie dort wie Großwild zur Strecke zu bringen.

Ich hatte kein gutes Gefühl bei "Predators", dem vollmundig als Neustart der "Predator"-Reihe angekündigten Film. Warum? Zum einen wegen der Hintergrundgeschichte um eine Gruppe Menschen, die auf den Jagdplaneten der Predators verschleppt wird. Ich weiß nicht ... das klang mir irgendwie zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Immerhin jagten die Predators bisher immer auf dem Heimatplaneten der Beute. Zum anderen mag ich Robert Rodriguez nicht. Seine letzten Filme waren mir einfach zu abgehoben und bemüht auf Trash getrimmt. Außerdem hat der Mann einen ganz eigenen Stil, den ich bei einer Reihe wie "Predator" für fehl am Platz halte. Gut, immerhin hat er nur produziert und Nimrod Antal die Regie überlassen. Aber was hat der bisher abgeliefert? Den mäßigen "Motel" mit Kate Beckinsale. Naja. Nach dem interessanten Trailer bin ich dann aber doch guten Mutes ins Kino gegangen.

Argh! Was für eine Gurke! Offensichtlich wollte man durch das Dschungel-Setting und die gejagte Gruppe Erinnerungen an den ersten Teil wecken. Warum hat der erste "Predator"-Film funktioniert? Nicht wegen dem Dschungel. Nicht wegen der Action. Nicht wegen irgendwelcher blutiger Szenen. Nein, wegen der Charaktere! Jedes Mitglied von Arnolds Einheit hatte Charisma, hatte seine ganz besonderen Macken, war eine echte Persönlichkeit. Man mochte die Jungs einfach und fieberte mit. Auch bei Teil 2 ging dieses Konzept auf: Jeder in Danny Glovers Trupp war ein Individuum mit ausgeprägten Charaktereigenschaften.
Und was serviert man uns bei "Predators"? Gesichtslose Typen, die halt durch die Gegend ballern können. Oder wie im Fall des Russen mit seiner Gatling Gun nicht mal das anständig beherrschen. Keiner der Typen entwickelt einen eigenen Charakter! Lediglich bei Brody, der Scharfschützin und dem Arzt unternimmt man den Versuch, die Figuren etwas auszuarbeiten. Insofern ist es nicht schwer, sich auszumalen, wer eventuell die besten Karten hat, bis zum Finale durchzuhalten. Ach ja: Laurence Fishburne hat auch einen Auftritt. Den würde ich aber lieber wieder aus meinem Gedächtnis streichen, denn so gern ich den Mann auch sehe, ihm hier beim Overacten in seiner haarsträubenden Rolle zuzuschauen, macht mich echt traurig.

Ich bin ganz ehrlich und gebe zu, dass mir Charakterzeichnung durchaus auch am Allerwertesten vorbeigehen kann, wenn denn der Rest des Films entsprechend explosiv inszeniert ist. Auch hier versagt "Predators" aber auf ganzer Linie. Die Action ist dünn gesät, die (Splatter-) Effekte werden spärlich eingesetzt und das Finale könnte langweiliger nicht sein. Immerhin zeigt hier aber der völlig sinnlos mit Schlamm beschmierte Adrien Brody, dass er durchaus das Zeug dazu hätte, als durchtrainierter Actionheld durchzugehen. Der schlammverschmierte Körper soll wohl eine Hommage an den ersten "Predator" sein. Davon sind ziemlich viele im Film verteilt, können aber nie wirklich zünden und schaffen es nicht, dieses gewisse Grinsen auf meine Lippen zu zaubern, das sich bei solchen Dingen normalerweise automatisch einstellt. Dazu sind Sachen wie das berühmte "Over here! Turn around!" des ersten Teils einfach zu plump eingebaut. Man versucht sogar den Bogen zu schlagen, indem man die Frau (jetzt muss ich doch langsam mal den Namen googeln) von den Berichten Dutch Schafers (Arnolds Rolle im ersten Teil) erzählen lässt. Sie ist also genau darüber im Bilde, mit was es die Gruppe zu tun hat. Selbst das wirkt aufgesetzt!

Mein Fazit ist leider vernichtend. Mit dieser etwas höher budgetierten Videopremiere hat Twentieth Century Fox die "Predator"-Reihe endgültig zu Grabe getragen. Im Vergleich zu den auf den Punkt inszenierten ersten beiden Teilen, ja sogar zu den schwachen "Alien vs. Predator"-Streifen zieht der action- und spannungsarme "Neustart" gnadenlos den Kürzeren. Sollte man es nach dieser Katastrophe tatsächlich wagen, einen weiteren Film zu produzieren, wird das wohl nur als Videopremiere geschehen.

Wertung: 1 von 5 rausgerissenen Wirbelsäulen


Und trotzdem war der Film zu was gut: Trailer mit Audiokommentar von Arnie "himself" ;)

8 Kommentare:

  1. Orach6:47 AM

    NEIN!!!! Und auf den Film hab ich gewartet.
    Warum ist es so schwer einen anständigen "Predator" Film zu drehen .. ich versteh es einfach nicht.
    Bin echt traurig. :(
    Werd mir dann wohl das Geld fürs Kino sparen und ihn mir später in der Videothek ausleihen. Verdammt!!!

    anke für deinen Bericht, Kai.

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  2. Ich glaub, die Katastrophe muss ich mit eigenen Augen sehen, um sie zu glauben?!

    Ist der Film echt so scheiße? Nur der Score, der noch was rausholt? Wie kann man bei dem Thema eigentlich so oft so dermaßen daneben greifen? So viel Potential, so wenig Ahnung...

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  3. Anonym12:40 PM

    Dieser Langnasenzombie Brody war schon eine Enttäuschung. Und jetzt das! Boah. Ich spar mir das Kino. Auf Larry Fishburne hatte ich mich noch am meisten gefreut. Schade. Na dann hoffen wir mal das Ridley Scott mit dem Alien Prequel was rausholen kann. Soll ja um das abgestürzte Raumschiff gehen, was die Nostromo Crew auf LV4-20-6 findet.

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  4. Anonym10:31 PM

    Naja macht euch nicht verrückt- das ist schließlich nur eine Meinung. Habe auch schon sehr viel positives über den neuen Ableger gelesen.
    Bin selbst riesen Predator Fan (Teil 1: 10/10, Teil 2: 8/10) und fand den neuen sogar nen Tacken besser als den zweiten. Nur Mut Jungs- rein da! Kai hat wohl den falschen Film geguckt ;D
    Acid

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  5. Predators besser als Predator 2? No way! Teil 1 und 2 sind für mich um Welten besser als dieser aufgewärmte Müll, der im Vergleich wie ein "Amateurfilmchen" aussieht.

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  6. Meist liegen wir bei Filmen ziemlich gleich auf. Deswegen bin ich mal gespannt. Werde den wohl erst Sonntag sehen können, aber durch Brody und den nicht übermäßigen Trailer habe ich sowieso keine hohen Erwartungen.

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  7. Anonym9:04 PM

    Habe den Film gestern im Kino gesehen.Kann Kai nur recht geben eine richtige voll Gurke

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  8. Anonym10:05 AM

    Mann ist der langweilig und schwachsinnig Inszeniert. Die Avatar-Hunde geben dem Film den Rest. Schrott.

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