Mittwoch, Oktober 08, 2008

Der unglaubliche Hulk vor Gericht

Neulich schlenderte ich durch die DVD-Abteilung bei Müller, auf der Suche nach ein oder zwei neuen Filmen. Die neue "24"-Staffel? Hmm ... nö. Irgendwann mal zum Nice Price. "Trancers"? Nicht für 15 Euro. Knapp 20 Minuten bin ich umhergeirrt, dann lachte mich was Grünes vom Angebotsstapel an: "Der unglaubliche Hulk vor Gericht". Mit einem nostalgischen Lächeln auf den Lippen drehte ich das Cover um, erblickte zwei bestimmte Bilder und wusste, dass ich meine DVD gefunden hatte. 10 Euro sind zwar kein Pappenstiel für Schrott wie diesen, aber die beiden bestimmten Bilder übten eine solche Anziehungskraft auf mich aus, dass ich sofort zur Kasse lief und meinen Schatz bezahlte. Mein Schatzzzz ...

Die Story ist schnell erzählt. David Banner hat immer noch mit gewissen Problemen zu kämpfen und wandert deshalb quer durch die Vereinigten Staaten (die hier aber eher wie Kanada aussehen). Auf seiner Tour durch den Nordwesten kommt er nach ... "Die Stadt". Jepp, das Ding wird einfach die Stadt gennant. In der U-Bahn wird Banner Zeuge, wie zwei finstere Gesellen, die kurz vorher im Auftrag eines gewissen Mr. Fisk (Hahaaaa! Comic-Kenner horchen auf!) einen Juwelier ausraubten, sich an einer netten Dame vergehen wollen. Es kommt, wie es kommen muss: Banner mutiert zum Hul ... grün angepinselten Bodybuilder und mischt die Typen ordentlich auf. Anschließend (wieder "normal") wird er von der Polizei festgenommen und als Täter angeklagt. Komisch übrigens, dass Banner zwar einen Rauschebart trägt, sein grunzendes Alter Ego (okay, nennen wir die hässliche Sache halt beim Namen) Hulk aber glatt rasiert ist. Jedenfalls bekommt er einen Verteidiger zugewiesen. Der Typ ist blind und hört auf den Namen Matt Murdock (Hahaaaaa! Comic-Kenner wissen Bescheid!). Es stellt sich raus, dass Murdock davon besessen ist, Wilson Fisk hinter Gitter zu bringen, und im unschuldigen Banner seine Chance sieht. Er soll die Kerle identifizieren, sodass Murdock Parallelen zum Kingpin ziehen kann.

So ... nun kann ich's ja sagen: Die beiden bewussten Bilder auf dem Cover waren zum einen John Rhys-Davies als bärtiger, Sonnenbrille tragender Kingpin Wilson Fisk, und zum anderen Rex Smith ("Street Hawk" für alle, die sich an die Serie erinnern) als blinder Anwalt Matt Murdock, der sich nachts in ein Kostüm zwängt, um als "Der Ritter" das Böse zu bekämpfen. "Der Ritter"? Moment mal, heisst der Typ nicht Daredevil? Klar heisst er so, aber damals ging man wohl davon aus, dass das deutsche Publikum mit der Figur, oder besser dem Namen, nichts anfangen konnte. Wobei es durchaus schon deutsche Daredevil-Comics gab, in denen er unter dem Namen "Der Dämon" bekannt war. Daredevil ist im Fernsehfilm "Der unglaubliche Hulk vor Gericht" im Prinzip ein schwarz gekleideter Ninja ohne Sehschlitz. Sehr sinnig, wenn man bedenkt, dass das Comic-Kostüm extra zwei Augenlöcher hatte, um von der wahren Identität des blinden Anwalts abzulenken. Naja. Noch schlimmer hat's den Kingpin erwischt. John Rhys-Davies sieht in der Rolle aus, wie John Rhys-Davies. Nix Glatze, nix imposante Gestalt. Stattdessen trägt er alberne Spiegel-Sonnenbrillen und chargiert um sein Leben. Die Krönung ist das umgebaute Luftkissenboot, das er als Fluchtfahrzeug auf dem Dach seines "Fisk-Towers" versteckt hat: Ich weiß nicht, wie niedrig das Budget für den Film genau war, aber dem Zuschauer dieses Ding als Fluggerät unterzujubeln und gegen Ende in einer extrem schlechten Bluescreen-Sequenz durch die Häuserschluchten "der Stadt" schweben zu lassen, ist doch ein wenig zu viel des Guten! Wie lächerlich "Der Ritter", Grunze-Hulk und Wilson Fisk aussehen, könnt ihr ja selbst sehen:



"Der unglaubliche Hulk vor Gericht" ist so schlecht, dass er schon wieder gut ist. Das Beste: Den Finalkampf gegen die Hand voll Kingpin-Handlanger darf der schwarz gewandete Typ mit der ins Faschingskostüm eingearbeiteten Schlafmaske (ich weigere mich, ihn Daredevil zu nennen) ganz alleine bestreiten. Der Hulk tritt am Ende gar nicht mehr in Erscheinung! Das letzte Drittel mutet gar wie ein Pilotfilm zur Gott sei Dank nie verwirklichten "Daredevil"-Serie an. Wenn man nach dem Rest des Films geht, hätte das immerhin eine wahre Trash-Granate werden können. Ist aber wahrscheinlich besser, dass es nicht dazu gekommen ist. Eines ist jedenfalls sicher: Mit dieser DVD habe ich das ultimative Werkzeug im Besitz, jeden eines Besseren zu belehren, der sagt, dass "Daredevil" mit Ben Affleck scheisse ist. Ich glaube, nicht mal die alte "Spider-Man"-Serie war so schlecht, wie diese Freakshow. Wobei ich mich natürlich täuschen könnte, aber ich glaube, ich will's gar nicht rausfinden.

Fazit: Vorsicht, dieser Film verursacht körperliche Schmerzen. Comic-Liebhaber könnten bei der Sichtung glatt grün anlaufen.
Wertung: 1 von 5 (für die unfreiwillige Komik)

4 Kommentare:

  1. Ich hatte die DVD beim letzten Gang in den Media Markt meines Vertrauens auch in der Hand. Ich lachte über die Bilder und wunderte mich darüber das der Daredevil beim Hulk aufgetaucht ist. Eigentlich dachte ich ja ich würde den Film kennen, aber daran konnte ich mich wirklich nicht mehr erinnern. Naja, im Gegensatz zu dir Kai, war ich nicht so, wagemutig oder sagen wir besser verrückt mir diesen Trash zuzulegen. ;-)

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  2. Sehr nettes Review hatte einiges zulachen. Ich war auch gestern bei Müller und hatte die DVD in der hand. Vielleicht werde ich es mal leihen und Six-pack Bier ambesten gleich dazu kaufen.

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  3. Anonym11:08 AM

    Wegen genau solchen Ausgeburten der Filmindustrie gehe ich in keinen Media Markt o.ä. mehr. Denn ich kenne mich einfach zu gut und weiß, dass wenn ich erstmal die DVD-Abteilung und vor allem deren Schnäppchenecke durchstöbert habe, ist mein Arm voll mit Quatsch-DVDs, die ja aber so günstig sind, dass man si ruhig mal mitnehmen kann und am Ende ärgere ich mich dann immer wieder. Da shoppe ich dann doch lieber online, wo ich direkt die reviews anderer Leute sehe, die mich hoffentlich vor Dummheiten bewahren.

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  4. Anonym1:55 AM

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