Sonntag, Juni 08, 2008

Doomsday - Tag der Rache

So, komme gerade aus der Preview von "Doomsday". Höhö … was soll ich sagen? Ich glaube, ich muss das erstmal sortieren. Kann es gut sein, wenn zwei angetrunkene Mitbürger neben mir sich andauernd lautstark beschweren, wie scheisse der Film doch ist? Wenn ständig verzweifelte Lacher angesichts dessen, was da geboten wird, aus dem Publikum dringen? Oh, ja! "Doomsday" ist sicher kein Streifen für Jedermann. Den geballten Wahnsinn, der hier auf Zelluloid gebannt wurde, kann man ganz bestimmt nur ertragen, wenn man auf abgefahrenen Über-Trash steht. Ansonsten schaltet sich das Gehirn nach spätestens 20 Minuten aus Selbsterhaltungstrieb ab und lässt seinen Besitzer zuckend und sabbernd im Kinosessel zurück. Unglaublicher Müll der unterhaltsamen Art trifft's wohl am ehesten, was ich da auf der Leinwand erleben durfte.

"Doomsday" ist eine Liebeserklärung an die Endzeit-Kracher 80er-Jahre: In der nahen Zukunft bricht in Schottland das tödliche Reaper-Virus aus. Die Bevölkerung wird dahingerafft, die Regierung weiß sich nicht anders zu helfen, als eine Mauer rund um Schottland zu errichten und die Infizierten abzuschotten. Selbstschussanlagen sorgen dafür, dass niemand ausbrechen kann. Demonstriert wird das dem Zuschauer durch ein neugieriges Kaninchen, das von den Kanonen effektvoll in der Landschaft verteilt wird. Viele Jahre später gelangt das Virus doch nach London, man schickt einen Trupp Elitepolizisten unter Führung der einäugigen Major Eden Sinclair (Ex-"Lara Croft" Rhona Mitra) nach Glasgow, um dort nach Dr. Kane (Malcolm McDowell) zu suchen, der eventuell ein Heilmittel parat hat. Kenner achten auf die Namen der Jungs! Dass es Überlebende gibt, geht aus Satellitenaufnahmen hervor, die von der Regierung jahrelang unter Verschluss gehalten wurden. Hinter der Mauer trifft die Gruppe auf verwahrloste, zu Kannibalen degenerierte Punks, die den Großteil der Polizisten abmurksen und einen Gefangenen schließlich nach einer abgedrehten Variete-Nummer auf den Grill werfen. Sinclair kann jedoch entkommen und findet in einer Burg schließlich Dr. Kane, der über den Besuch von der Außenwelt wenig erfreut ist.

Der Film beginnt als Hommage an "Die Klapperschlange", inklusive 1:1 übernommener Computeranimation der Mauer sowie Carpenter-esker Synthesizer-Musik, entwickelt sich zu einer "Aliens"-mäßigen Dauerballerei mit Panzerwagenflucht, kehrt kurz zurück in den Plissken-Gedenkmodus, mutiert zu einem Ritterfilm (!) und endet schließlich in einer "Mad Max"-artigen Highspeed-Verfolgungsjagd mit massig Explosionen und Autostunts. Wow! Das hört sich nicht nur abstrus an, das ist auch abstrus. Wer immer das Drehbuch (kann man dieses Sammelsurium abstruser Ideen überhaupt so nennen?) gelesen und grünes Licht für die Produktion gegeben hat, dürfte nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt haben. Alleine die Idee, dieses Werk ins Kino zu bringen … das Ding ist sowas von Anti-Mainstream, dass man sich das verschwendete Material für die Kinorollen auch hätte sparen können. Dass "Doomsday" seinen persönlichen Doomsday an den Kinokassen erlebt, hätte ich den Herren Bestimmern bei Universal und Rogue Pictures sofort sagen können. Nach dem trompetenmäßigen Boxofficeflop in den USA kommt das Teil hierzulande nur als Limited Release in die Lichtspielhäuser. Insider munkeln von 10 Kopien für ganz Deutschland. Aber das ehrt den Verleih. Schließlich hätte Concorde auch gleich eine Videopremiere draus machen können. So können Trash-Gourmets dieses Feuerwerk der irren Ideen auf der Leinwand erleben. Danke, Concorde! Dafür seien euch die Schnitte bei "Iron Man" beinahe vergeben. Aber Vorsicht: Wer von einem Film auch nur ein wenig Logik oder (Gott bewahre!) Anspruch erwartet, wird als zuckender, sabbernder Fleischklumpen auf seinem Kinositz enden.

Fazit: Durchgeknallte Tour de Force durch die Endzeit-Klassiker der 80er - ohne Sinn und Verstand, dafür mit hohem Unterhaltungswert.
Wertung: 4 von 5

5 Kommentare:

  1. Anonym9:33 AM

    Yeah, Baby :D

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  2. Man muss aber sagen, dass der Trailer einen recht guten Eindruck macht. Also ich weiß nicht, aber nach dem Review von Kai, freue ich mich auf den Film. Trash kann manchmal sehr gut fürs Herz sein. Und in einem Endzeit-Szenario sowieso. Ich hoffe sie bringen den schnell auf DVD oder vielleicht sogar Blu-Ray (who knows) raus.

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  3. Ich kann auch nur sagen, nach Kais Review bin ich erst richtig neugierig. Die Klapperschlange + Ritterfilm + Mad Max.

    Man das ist mal ne Mischung die zündet. Außerdem bin ich in letzter Zeit total fastziniert in wie vielen Filmen Rohna Mitra mitspielt.

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  4. Anonym10:02 PM

    auf das Teil hab ich ja auch richtig Bock, nachdem ein Kollege von den FFF Nights schon sehr angetan war...
    Im Turmpalast in FFm läuft der Streifen uncut, bin mal gespannt ob er meine hochgesteckten Erwartungen erfüllen kann!

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  5. Anonym4:54 PM

    Hi,

    Mal auch ein comment dalass..

    Fand Doomsday (uncut) unerträglich.

    Die ganzen Ideen sind zwar nett, auch paar Splatter/Gore-Szenen, dennoch fühlte ich mich irgendwo verar...t. Selbst als Trashfan. Spätestens als die Ritter auftauchten, dacht ich mir, omg wer kommt auf sowas? Muss ich mir das noch weiter antun?

    Nee Nee, einmal gesehn (das auch nur wegen der "Kannibalenparty", reicht mir erstmal.

    Muss aber dazu sagen, das er keines Wegs schlecht gemacht ist, der Film. Nur nicht mein Fall...

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