Freitag, September 28, 2007

Shorties

Mein verdammter Wohnzimmer-Computer hat den Geist aufgegeben. Muss jetzt vom Kleinen aus schreiben, und das macht keinen Spaß. Jedenfalls ist es unbequemer, als von der Couch aus zu tippen. Deshalb fasse ich mich kurz.

Shoot 'em Up
Herrliches Spaß-Movie mit einer beinahe nicht vorhandenen Story, coolen Sprüchen und vielen, vielen sehr geil inszenierten Action-Sequenzen. Klar hätte man hier und da auch spektakulärer ballern können. Aber das ist mir egal ... ich hatte einen riesen Spaß im Kino. Basta. Der Film ist beinahe wie ein Videospiel: Er hangelt sich von Level zu Level, Clive Owen versucht durch hunderte toter Bad Guys den Highscore zu brechen. Bonus-Levels sind auch dabei: Eine unglaubliche Bettszene mit Monica Bellucci (schreibt man die so?) sowie eine over the top inszenierte Fallschirm-Sequenz. Tricktechnisch zwar eher mau, aber sehr spaßig. So inszeniert man Videospiele, Herr Boll! Auch wenn's gar keine Vorlage dazu gibt. Mit ein wenig mehr Story hätte es auch in meiner Bewertung zu mehr Punkten gereicht. So bleibt ein vergnügliches Actionfilmchen für zwischendurch.
Wertung: 3,5 von 5

Resident Evil: Extinction
Meine Güte, was hat denn unser geschätzter Paul W. S. Anderson da für einen Müll verbrochen? Bitte lasst den Mann keine Drehbücher mehr schreiben! Der Film ist eine einzige Katastrophe: Anfangs zu zäh, mit ordentlich "Character Development", wo eigentlich gar nichts zu developen ist, dann etwas Action, eine Explosion und schließlich das unglaublich beschissene Finale mit einem lächerlichen Gummi-Tyrant, der diesen Namen gar nicht verdient. Wenigstens ist der Mist ordentlich inszeniert. Regisseur Russel Mulcahy ("Highlander") schafft es, den Film zumindest handwerklich gut dastehen zu lassen. Irgendwie bin ich jetzt doch gespannt auf das "Scorpion King"-Prequel, bei dem der Australier ja ebenfalls auf dem Regiestuhl Platz nimmt. Aber bitte keine weiteren "Resident Evil"-Fortsetzungen! Wobei das Ende ja modisch offen gelassen wurde. Eigentlich ist das auch gar kein Ende, sondern ein Cliffhanger. Naja, irgendwie müssen sie ja noch Albert Wesker, der hier als pausbäckiger Umbrella-Chef eine Gastrolle hat (und mit gelben Haaren und Sonnenbrille verdammt lächerlich aussieht) noch was zu tun geben.
Wertung: 1 von 5

Montag, September 17, 2007

Uwe Boll im Interview, Teil 2

Und hier ist der Rest des Interviews mit dem Doc. Wie ich schon sagte: Der Mann ist ziemlich redselig und lässt natürlich auch keine Gelegenheit aus, auf seine kommenden Filme hinzuweisen.


... Aaah, endlich geht's weiter ...


Wie haben Sie Sir Ben Kingsley dazu gekriegt, bei BloodRayne mitzuspielen?

Das war Zufall. Also, der Agent von Ben Kingsley, wir hatten den gar nicht gefragt, ob er mitspielt, wir hatten nach irgendjemand anders gefragt, und da sagt der: „Ja, wie wär’s denn mit Ben Kingsley?“ Und darauf ich: „Ja, suuuper! Aber der wird doch da nicht mitspielen.“ Und dann sagt der: „Ich geb dem mal das Drehbuch, der hat grad nix.“ Und da er Oliver Twist in Prag drehen wollte, hat er gedacht: „Ach komm, ich kann auch vorher in Rumänien drei Wochen drehen und nehm mir noch Geld mit.“ Und als ich ihn dann getroffen hab, hat er mir gesagt, dass er seit seinem zehnten Lebensjahr einen Vampir spielen wollte. Das war ne gute Gelegenheit. Und er sieht ja auch so’n bisschen Nosferatu-mäßig aus. Und weil der dann zugesagt hat, haben alle anderen zugesagt. Also, es war dann so’ bisschen so … weil Kingsley zugesagt hat, spielen Michelle Rodriguez oder Geraldine Chaplin auch mit. Da hatte ich einfach Glück.

Warum haben Sie in House of the Dead Videospiel-Szenen reingeschnitten?

Es gibt eigentlich zwei Gründe dafür. Aber der Hauptgrund war … ich dachte, das ist cool! Also House of the Dead ist ja relativ overdrive. Vor allen Dingen, wenn’s dann um die Ballerei vor dem Haus geht, wenn sie versuchen, ins Haus zu kommen. Da haben wir 12.000 Schnitte drin, in 13 Minuten. Irre! Und da dachte ich, um von Szene zu Szene jumpen, oder von Effekt zu Effekt … äh … was weiß ich … ins Zombieauge reinzufilmen, oder da ist ne Zeichentrickfigur, die ne Axt in die Linse haut, solche Sachen sind cool. Oder könnten cool sein. So Popkultur-mäßig. Und das hat ja anscheinend jeder Gamer scheisse gefunden. Hab ich ja auch nie wieder gemacht. Aber trotzdem bleib ich dabei. Ich find die House of the Dead Szene vor dem House of the Dead, also wo die sich versuchen, durchzukämpfen … es gibt doch keine andere Szene, die so nah am Videogame ist, wie die Szene! Wie viele Ego-Shooter-, wie viele Over-Shoulder-Perspektiven hat man da? Wie viele Effekte, Gimmicks, Prosthetic-Effekte, Köppe weg, alles mögliche. Bullet-Proof-Dinger (Anmerkung: er meinte wohl „Bullet-Time“), Matrix-Shots, dat is schon ne Over-Dosis! Und so fühlt man sich auch manchmal, wenn man da sitzt, vor allen Dingen mit den Lightguns, wenn man dann House of the Dead spielt mit der Xbox. Das ist schon … finde ich … am allernächsten an nem Videogame, von der Ästhetik her. Und dass genau das die Leute scheisse finden … also die Gamer scheisse finden … Was sagen Sie denn dazu?

Ööh … also … als ich’s im Kino gesehen habe, fand ich’s eigentlich ganz lustig, aber ich denke, das nimmt einfach den Drive raus.

Ich glaube, die Gamer wollen einfach nen ziemlich ernsthaften, situierten Film aus ihrem Game sehen. Klassisch erzählt. Also das finden die besser, als wenn der Film erzählt ist, wie ein Videogame. Also … so Overdrive oder absurd oder zu schnell. Und das ist ja auch … äh … einerseits ein bisschen so’n Widerspruch, in den man als Gamer dann selber reingerät.

Wahrscheinlich war’s für die Leute einfach störend, dass der Film keinen Hehl draus macht, dass er eigentlich ein Videospiel ist.

Ja, klar! Aber was ist denn die andere Variante? Die andere Variante ist, ich krieg zu hören, das hat ja alles mit dem Videogame nix zu tun! Wenn man dann die Key-Elemente übernimmt, und macht Sachen wie im Game, dann beschweren sich die Leute. Zum Beispiel auch bei BloodRayne. Da hab ich immer drauf geachtet, dass sie Blut kriegt, von Zeit zu Zeit, und eben auch Sex … und dann wird gesagt „Ja, wieso gibt’s da diese Sex-Szene? Die macht doch überhaupt keinen Sinn.“ Aber im Game macht das ja auch keinen wirklichen Sinn, sondern man füllt sozusagen die Batterien wieder auf damit. Das sind so Sachen, wo man ne Diskussion hat und sagt, ich kann’s euch ja auch nicht wirklich recht machen.

Warum haben Sie bei House of the Dead 2 nicht Regie geführt? Haben Sie den Film gesehen?

Ich hab ihn mittlerweile gesehen. Naja, das war ja folgendermaßen: Wir haben House of the Dead 2 entwickelt, Lionsgate wollte mir nur 1,5 Millionen Dollar geben … also für den Film … und da hab ich gesagt „Nö, für 1,5 Millionen Dollar dreh ich gar nix!“ Also nicht für mich persönlich, sondern für den ganzen Film, um den Film zu drehen. Und das war für mich auch ein K.O.-Kriterium. Da hab ich die Rechte wieder zurück an den Mark Altman gegeben, der damals die Rechte an mich gegeben hat, und dann haben sie ihn ja ohne mich gedreht. Und … ich mein … wer da sagt, der zweite wär besser als der erste, der hat sie nicht mehr alle! Also dat wär wirklich ein Witz. (lacht) Ich hab ja BloodRayne 2 selber gedreht, und Alone in the Dark 2 hab ich ja produziert. Den haben wir gerade fertig gedreht. Da haben Michael Reusch und Peter Scheerer Regie geführt … die haben den auch selber geschrieben … und hab ich eben gesagt „Ich kann ja nicht alles drehen“. Das war auch so’n Film, da hab ich so viele negative Emotionen erlebt … mit der Tara Reid und so … dass ich gesagt hab „Ich will gar keinen Alone in the Dark 2 drehen, aber ihr könnt den drehen.“ Und dann haben die den jetzt gedreht. Basierend auf dem fünften Game. Also der Central Park in New York ist der Schaupatz, und es ist mehr ein Horrorfilm als ein Actionfilm. Da bin ich mal gespannt, was die Fans dazu sagen.

Diesmal also ohne Tara Reid?

Ja, allerdings! (lacht) Also es ist ein ganz guter Cast: Lance Henriksen spielt mit, Rick June spielt den Edward Carnby, der hat ja in James Bond mitgespielt, in The Mummy, The Fast and the Furious … dann der Danny Trejo, das ist dieser Mexikaner … mit so Dingern (macht Schnurrbart-Geste) … Bill Moseley spielt mit, äh, der Michael Paré, den Zack Ward hab ich da noch reingebracht … und auch die Natassia Malte, die die BloodRayne gespielt hat … Also, es ist ein ganz interessanter Cast. Wir hatten den Kameramann von Collateral, das war ein super Kameramann dafür. Ich hab noch nicht den Rohschnitt gesehen, aber die Dailies, die ich gesehen hab, sahen gut aus! Von daher … Vielleicht ist der ja dann richtig gut.

Kommen wir mal zu Postal. Sie gehen ja im Film mit der Al Kaida ziemlich ironisch um. Haben Sie keine Angst vor Racheaktionen?

Ääh, nö! Deswegen hab ich ja Postal auch gemacht. Ich bin der Meinung, es war mal Zeit für so’n Befreiungsschlag, um zu sagen … wie stark sind wir eigentlich in diese Selbstzensur verfallen? Irgendwo muss auch mal Schluss sein. Wenn man aus Rücksicht auf jede Religion, auf jede Rasse, wir sind alle so super-korrekt, sich wieder zurückschaukelt in die 60er-Jahre. Nach 9/11 denkt man ja stellenweise, wir sind wieder zurück in der McCarthy-Ära. Also, wer was falsches sagt, geht in den Knast für nix. Und für mich war das einfach auch so die Möglichkeit. Da ist das Game natürlich die perfekte Vorlage, so’n Anarcho-Film zu machen. Um alles zur Sau zu machen, wo man immer schon mal mit nem Hammer reinhauen wollte. Das merk ich ja jetzt auch bei den Reaktionen. Der normale Bildungsbürger kommt und will Postal lieben. Weil es gegen Bush ist, gegen bin Laden und so. Nur wird er auch unangenehm berührt. Da werden so Yoga-Müsli-Typen fertig gemacht, Kinder werden erschossen, Katzen werden malträtiert als Schalldämpfer. Und das ist denen dann zu viel. Da tut’s denen auf einmal richtig weh. Da merken sie auf einmal … der Film richtet sich ja auch gegen ihre Haltung. Weil, wir machen ja alle nix. Also inklusive mir selber sozusagen. Wir gucken alle nur zu, und alles geht den Bach runter. Da ist einfach ne riesen Wut in Postal. Also, Al Gore macht nen Film, wo die Welt untergeht. Der Typ war 8 Jahre lang Vize-Präsident und hat nie den Mund aufgemacht. Und da hat er keine Macht mehr und dreht nen Film wo er sagt, in 40 Jahren sind wir tot. Da fragt man sich doch: Was ist mit den Leuten los? Ich denke, es ist einfach an der Zeit, dass man glasklare Statements abgibt. Und das war glaub ich auch ein Punkt, als damals Schröder und Fischer gesagt haben „Wir machen da nicht mit. Wir haben ja nix zu tun mit Al Kaida und so.“ Und da haben sie auch sofort volle Unterstützung gekriegt. Die ganze Bundesrepublik war doch voll dahinter, dem Rumsfeld und dem Cheney zu sagen „Wir machen da nicht mit.“ Ist später nie wieder vorgekommen. Auch vom Fischer und vom Schröder nicht. Und ich denke, das muss man einfach mal aufbrechen. Postal versucht, das aufzubrechen. Und wir sehen’s ja an England: Da ist der Film gelaufen beim Frightfest, hat tolle Reaktionen bekommen, und der nächste Anruf war „Wir kriegen keine Kinos.“ Der läuft nur in 4-5 Kinos, weil die Angst haben vor islamistischen Anschlägen. In Deutschland spielt UCI den überall, was ich super finde, aber Kinopolis und Cinemaxx sagen „Och, wissen wir nicht. Lieber nicht.“ So weit ist das also schon. Dass also weil unter Umständen sich jemand beschweren könnte, weil unter Umständen was passieren könnte, gesagt wird, das lassen wir lieber bleiben. Da haben also diese ganzen Terroristen-Gruppen und diese Fundamentalisten vollen Erfolg gehabt. Wir haben sozusagen die Schere im eigenen Kopf schon umgesetzt. Da braucht gar keiner mehr zu drohen. Die scheissen sich sozusagen schon vorher ins Hemd. Und das ist echt bedenklich. Deswegen versuche ich ja auch, wenn ich mit meinen … herkömmlichen … Kritikern rede, die aus dem Internet-Bereich kommen, denen klarzumachen … Jetzt vergesst doch mal, wer ich bin, was ich gemacht hab, und vergesst doch mal Postal als Videogame-Verfilmung. Fragt euch mal, ob ihr irgend nen anderen Film gesehen habt, der auch nur annähernd vielleicht 5% von der Kritik äußert, die Postal an dieser Politik seit dem 11. September äußert? Und dann beurteilt den Film. Nicht gleich sagen „Ach das ist die nächste Boll-Scheisse.“, weil es kann ja sein, dass auch der Boll mal einen raus haut, der besser ist. Und nicht nur besser ist, sondern vielleicht sogar wichtig ist. Wenn man sich mal überlegt, dass ne Videospiel-Verfilmung vielleicht auch der wichtigste politische Film ist, der seit ein paar Jahren gedreht wurde … und nicht nur Ross und Reiter nennt, sondern sogar voll rein haut … das ist ja vielleicht auch für die Videogame-Branche gar nicht so schlecht.

Waren denn die Entwickler zufrieden mit dem Film?

Naja, die haben ja Spaß gehabt, mitzuspielen. Und die haben am Anfang … das Konzept, was ich machen wollte, fanden sie nicht gut. Die haben gesagt, wir wollen keine Komödie. Wir wollen nen Film wie Taxi Driver oder so. Da hab ich gesagt, es macht doch keinen Sinn, noch nen Filmzu drehen, wo einer Amok läuft. Es ist doch viel besser, einen Film zu drehen, wo alle Amok laufen. Also „going postal“. Wo alle durchdrehen. Und als sie dann zum Set gekommen sind, und das gesehen haben, und auch gesehen haben, wie die Darsteller voll dahinter standen hinter dem Ding … fanden sie’s super. Die waren also richtig froh, dass der Film so ist. Auch weil sie gemerkt haben, das macht ja Sinn. Und ich hab auch gesagt, man kann doch nicht ernsthaft … nehmen wir mal die Katze als Schalldämpfer … das kann man doch nicht in nem ernsten Film bringen. Das ist doch total abstrus. Oder wo er mit seiner 300-Kilo-Frau im Trailer wohnt, und die betrügt ihn und so weiter … das ist doch unmöglich umzusetzen im Ernsten. Also das wär doch total absurd. Das haben sie glaub ich jetzt auch eingesehen.

Wäre denn die Kinder-Erschießungsszene wirklich nötig gewesen? Hätte man das nicht weglassen können?

Auf keinen Fall! Die Kinder-Erschießungsszene ist, finde ich, mit das beste im ganzen Film. Also die ist richtig lustig. Weil es geht ja auch darum … wenn man sagt „Man kann keine Kinder erschießen“ … wer sagt denn das? Muss man sich ja auch selber fragen. Wieso kann ich in Hostel oder so irgendwelche Leute zerlegen? Also 25 Minuten lang zeigen, wie Leute zerstückelt werden, solang es keine Kinder sind, oder Tiere oder so. Das war mir wichtig, dass man das aufbricht. Und wir haben ja die Szene so gedreht, dass durch Zufall die ganzen Kinder erschossen werden. Also … äh … äh … ich glaub, da wollen welche von mir Karten haben. Können wir mal ganz kurz unterbrechen?

(geht zu den Kollegen der GameStar, die vorsichtig um die Ecke lugen, und kommt wenig später zurück)

Wo waren wir? Ach so … Also das ist ja so, dass die Kinder aus Versehen erschossen werden. Die schießen ja einfach in die Menge, und aus Zufall werden nur Kinder getroffen. Das macht’s natürlich dann absurd. Aber es geht ja dann um die Folge. Weil, was ich dann gemacht habe … äh … die Journalistin nimmt ja alle Kinder und stellt sich so in den Berg von toten Kindern. Und sie ist sich jetzt im Klaren, dass sie ne riesen Karriere macht, weil sie eben diese Story exklusiv hat. Und sie ist total happy. (lacht) So, und wenn dann die Kamera angeht, und sie weiß, sie ist jetzt im Nationwide TV, fängt sie an, zu heulen und alles, und sagt „Der Tag an dem das Lachen starb“. Und damit wollte ich eigentlich diese Perversion klar machen. Nach dem 11. September wehte ja im Hintergrund in jeder Nachrichtensendung die amerikanische Flagge. Und es wurde ja auch in der Endlosschleife dieses Flugzeug gezeigt … ja, bei RTL ja auch … das Flugzeug flog immer wieder in das Ding! Da haben die doch die Kasse gemacht, die Quote gesteigert durch diese reine Sensationslust. Und das wollte ich eigentlich durch diese Szene zeigen. Also, das kann man ja mit toten Kindern auch sehr übertrieben darstellen … diese Scheisse … dass die auch so pervers sind, mit dem ganzen Betroffenheitsgelaber, und in Wirklichkeit waren sie alle froh, dass das passiert ist. An dem Tag hat jeder nur noch Nachrichtensendungen geguckt. Bei N-TV haben die die Quoten ihres Lebens gemacht. Und ich finde, es ist auch wichtig, dass man so was mal in der ganzen Drastik zeigt. Das ist natürlich Vielen zu viel … die sagen dann „Das geht über meine Schmerzgrenze hinweg“ … Und dazu kann ich nur sagen „Ja, dat soll es ja auch! Es soll ja wehtun.“ Und das ist zum Beispiel auch … bei Postal, wenn die Leute sagen, die haben ja jetzt gar nicht so laut gelacht, oder so … das ist auch gar kein Film, der inszeniert wurde auf einzelne Lacher, auf so Brüller wie jetzt Wedding Crashers … da kommt jetzt ein Gag, dann lacht man. So ist ja Postal gar nicht. Postal ist ja Szene für Szene absurd. Wo man dann Szene für Szene da sitzt und denkt „Uiuiui“ … und dann entscheidet sich’s eben, ob man da sitzt und lacht in sich selber rein und sagt „Das kann doch nicht wahr sein“. Oder es dreht sich genau in die andere Richtung, also man sagt „Also bis hierhin und nicht weiter!“ … Und von daher hab ich mein Ziel voll erfüllt.

Sie nehmen sich im Film ja auch selbst auf die Schippe. Unterstreichen Sie damit bewusst das Internet-Ed-Wood-Image?

Ja, auf jeden Fall! Also die Szene, wo ich den Lederhosen-Nazi spiele, der seine Filme mit Nazigold finanziert, und der Vince Desi versucht, mich umzubringen, weil ich sein Game Postal ruiniert habe, obwohl’s ja gerade erst gedreht wird, sozusagen, das ist ne Sache, die kapieren eigentlich auch nur die, die im Internet unterwegs sind. Das hab ich auch in Amerika gemerkt: Die Leute, die mich eigentlich gar nicht kennen, die kapieren auch den Twist nicht, der da eigentlich drin ist. Die denken, da ist einfach ein Typ, der flippt aus und will mich umbringen. Die sehen nicht, dass das natürlich diese „Film im Film“-Absurdität ist.

Haben Sie denn schon eine FSK-Freigabe für Postal bekommen?

Ja. Und die fanden den gut. Die haben mir „ab 16“ gegeben. Und das hat mich schwer gewundert. In Amerika ist der Film 7 Minuten kürzer, und (lacht) der hat hier bei der FSK eine positive Resonanz gehabt. Die haben gelacht darüber und haben gemeint, die fanden den politischen Content gut, müssen aber trotzdem „ab 16“ geben, weil eben so viele versaute und brutale Sachen passieren. Ich hatte Riesenangst, dass der Film gar nicht freigegeben wird. In Amerika ist er „R-rated“ (freigegeben ab 17 Jahren, in Begleitung der Eltern auch für jüngere Zuschauer). Und ohne dieses R-Rating in Amerika hätten wir ja gar keine Kinos, weil „NC-17“-Sachen (freigegeben ab 17 Jahren, keine Ausnahmen) zeigen die ja gar nicht. Ein paar Sachen mussten wir also rausnehmen.

Kommt auf DVD ein Director’s Cut?

Ja. Es gibt noch einen 20 Minuten längeren Cut. (lacht) Den wollten wir auch nirgendwo hinschicken zum Rating, der muss Unrated rauskommen. Das hat aber auch damit zu tun … also wir haben nicht wirklich Szenen weg geschnitten, sondern wir haben einfach die Szenen verkürzt im Film. Äh … weil wir natürlich auch viele Komiker im Film haben … der Dave Foley, der Zack Ward, der Chris Spencer … diese Typen sind auch gewohnt, Stand-Up-Comedy zu machen. So. Und wenn man jetzt so ne Szene laufen lässt und sagt „Du kannst auch mal ’n paar Sachen erfinden, kannst auch mal was Extra machen“ … machen die das auch, und dann ziehen sich die Szenen total lang hin. Und in der Director’s Cut Fassung ist das dann alles drin.

Okay, dann vielen Dank für das Interview!

Ja, okay! Und Gnade mit Postal!




"Ich bin der Meinung, Postal ist der wichtigste Film der letzten 10 Jahre!" (Uwe Boll)

Sonntag, September 16, 2007

Uwe Boll im Interview, Teil 1

So, ich habe mir mal die Mühe gemacht, die ersten 10 Minuten des Interviews mit Uwe Boll schriftlich festzuhalten. Getroffen habe ich den Doc im Münchener Forum Kino (beim deutschen Museum). Dort wird "Postal" wahrscheinlich auch ab dem offiziellen Starttermin zu sehen sein. Nur mal so als Tipp für interessierte Leser aus München, die den Film in keinen anderen Kinos finden können, weil die sich weigern, ihn zu spielen *g*



Herr Boll, wie fühlt man sich so als meistgehasster Mann im Internet?

Tja, äh, mittelmäßig. Viele haben ja die neuen Filme noch nihct gesehen, und vielleicht kann ich ja die Stimmung drehen mit Postal, FarCry und Dungeon Siege. Wird sich rausstellen. Wenn ich so was gefragt werde, sage ich immer: Das hat nen positiven und nen negativen Effekt. Ich hab aus den ganzen harschen Kritiken zu House of the Dead, Alone in the Dark auch Konsequenzen gezogen. Also, ich meine zu BloodRayne das Drehbuch war schon mal besser, wir haben auch viel mehr Zeit in die Drehbucherstellung gesteckt. FarCry war zweieinhalb Jahre, Dungeon Siege war anderthalb Jahre, und das hat sich schon gelohnt. Also ich glaube, die Filme sind einfach besser geworden. So, und, äh, natürlich hat man dann sein Image weg, und das Problem ist einfach, dass viele das gar nicht mehr offen gucken. Die sagen: "Ach, jetzt kommt wieder 'n Film vom Uwe Boll. Der ist bestimmt scheisse." Wenn man aber die Filme mal so nebeneinanderlegen würde und würde sie, sagen wir mal ohne Vorprägung, gucken, würde man schon Fortschritte sehen.

Was würden Sie zu einem dieser „Internet-Kritiker“ sagen, wenn Sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden?

Ja, steh ich ja andauernd. Also, ich war letzte Woche in Seattle auf der Penny Arcade Expo. Da waren 2000 Leute, die haben mich ausgepfiffen, ungefähr 20 Minuten lang. Es war ohrenbetäubend, da kam überhaupt kein normales Gespräch zustande. Und dann durften die Fragen stellen, und es ging dann auch los: „Wieviele Filme machst du Arschloch denn noch?“ und so. Also es war richtig spaßig. Ich reis da an, ungefähr 6 Stunden, seh die Leute zum ersten Mal, die kennen mich auch nur übers Internet, und das fand ich einfach bescheuert. Als dann Feierabend war, bin ich von der Bühne runtergegangen, und da kamen dann bestimmt 300 Leute nach vorne. Da hab ich erst gedacht, jetzt wird ich bestimmt gelyncht, aber die hatten dann alle DVDs dabei, die ich signieren sollte. Da hab ich gesagt: „Jetzt kommt ihr und wollt Autogramme haben? Wieso habt ihr denn eben nicht auch mal geklatscht zwischendurch? Oder irgendwie auch mal ein positives Wort gesagt?“ Aber so ist das halt. Generell isses aber natürlich auch so: Wenn man jetzt ein Game immer und immer wieder gespielt hat, hat man vielleicht auch schon seinen eigenen Film im Kopf zusammengebastelt. Und deshalb hat vielen zum Beispiel Alone in the Dark auch nicht gefallen. Ganz einfach, weil der nicht so war, wie sie sich das gedacht haben vorher. Und da haben die auch nicht beurteilt, ob der Film vielleicht spannend wär oder so, sondern die haben alle gesagt: „Das ist doch alles scheisse, das hat doch mit dem Game nichts zu tun.“ Das versteh ich auch. Das ist so. Aber man kann eben auch einen Film nicht nur für die Fans von einem Game machen. Man muss einen Film machen, den eben auch andere Leute einfach so verstehen. Und bei Alone in the Dark muss man auch sagen … wenn ich hier schon mal ein Interview gebe, kann man auch ne Sache geradestellen … Die hatten ja damals Alone in the Dark 5 schon in Entwicklung, und das war ne ganz andere Story als das, was jetzt rauskommt. Die haben das Entwicklerstudio zugemacht in Los Angeles, und sie haben damals geplant, Alone in the Dark 5 fertig zu haben mit dem Film. Aber das kam dann gar nicht. Und dann stand ich da mit dem Film, und der Film hatte gar nix mit dem Game zu tun. Und jetzt kommen sie mit dem fünften Teil, aber mit ner ganz anderen Handlung eben. Im Central Park.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Spiele aus, die Sie verfilmen?

Also House of the Dead war Zufall. Da kam der Mark Altman von Mindfire mit dem Projekt, Sega hatte das Script schon approved, da war alles schon eingetütet. Ab Alone in the Dark bin ich rausgegangen, hab selber geguckt, ob ich irgendwelche Rechte akquirieren kann. Und da wollte ich natürlich die Games krigen, die ich selber ganz gut finde. Wo ich sage, das ist ein Game, wo ich auch Spaß dran habe, aber zusätzlich geht’s ja auch darum, ob ein Game nen guten Charakter hat, irgendwas hat, was filmisch ist. BloodRayne ist ja jetzt nicht das super Game, aber ich find einfach die Frau geil. Diese Frau mit den zwei Schwertern und so. Da hab ich mir gedacht, da kann man einfach ne super Filmfigur draus machen. Auch wenn das Game jetzt nicht das Highlight aller Zeiten war.

Also eine Verfilmung von, sagen wir mal … Pac-Man würden Sie nicht machen?

Nee. Also diese Pac-Man und Tetris und Asteroids sind nicht vorne auf meiner Liste. Aber das ist klar. Ich denke, das wichtigste ist ein guter Lead-Character. Wenn das nicht der Fall ist, kann man auch aufhören. Also, das hat ja gar keinen Zweck. Deswegen bin ich zum Beispiel auch mit Halo skeptisch. Halo ist ein sensationelles Game. Aber die Frage ist: Was will ich da eigentlich für nen Film draus machen? Wenn man jetzt Star Wars gemacht hätte ohne Han Solo … wer weiß, was da rausgekommen wäre. Bei Halo seh ich so’n Problem, was da unter Umständen kommen kann.

Arbeiten Sie eng mit den Spiele-Herstellern zusammen?

Also, die meisten Hersteller kassieren die Lizenzgebühr und melden sich nicht mehr. Also ganz im Ernst. Die, die sich wirklich drum kümmern, sind die Entwickler wie Crytek bei FarCry, Gas Powered Games bei Dungeon Siege, Running with Scissors bei Postal. Die sind super-interessiert, weil’s sozusagen ihr Baby ist. Die lesen das Script, kommen zum Set usw. Aber die Großen wie Atari, Sega machen gar nix. Majesco (BloodRayne) sind ja nicht mal zur Premiere nach L.A. geflogen, weil sie die 500 Dollar nicht ausgeben wollten für den Flug. Und da fragt man sich natürlich schon: Ist das so clever, was die Game-Companys machen? Alles was man da hinterher kriegt, sind Games zum Verlosen, aber es wird nicht wirklich Cross-Promotion oder so was gemacht. Nicht, weil sie den Film schlecht finden, den haben die noch gar nicht gesehen, sondern einfach so. Das kapier ich nicht. Die wollen ihre Lizenzgebühren kassieren und danach die Sintflut. Und dann hoffen sie, der Film wird ein Erfolg, damit sie mehr Games verkaufen können.

Sie arbeiten ja mit vergleichsweise niedrigen Budgets. Ist ihre künstlerische Freiheit da stark eingeschränkt?

Naja, es kommt drau an, was man für’n Genre macht. Postal zum Beispiel hat 15 Millionen gekostet, und der Film braucht auch nicht mehr Geld. Der spielt im White-Trash-Trailer-Park und hat ein paar Effekte und Explosionen. Aber man braucht zum Beispiel keine teuren Creatures. So’n Film war super vom Budget ausgestattet. BloodRayne, in Rumänien gedreht, hat zum Beispiel einfach das Geld nicht gehabt, um auch noch Stuntmen aus dem Ausland zu holen. Die Rumänen konnten kaum mit nem Pferd in den Hinterhof reiten. Das war einfach schwierig. Man hatte Stars und richtig schlechte Statisten oder Nebendarsteller, wo man auch ein bisschen mit dem Latein am Ende war. Man hat sie auch nicht verstanden. Die sprachen kein Englisch. Wir hatten so nen Dolmetscher. Und das hat natürlich auch nen riesen Unterschied gemacht zum Beispiel zwischen BloodRayne und Dungeon Siege, den wir ja in Kanada gedreht haben. Jeder Nebendarsteller oder auch wer Mini-Actionszenen drehte, war Stuntman, das war perfekt, und die hatten’s auch drauf. Und dann sind natürlich auch so Kämpfe anders. Wenn 30 Mann sich da kloppen, und in Rumänien hat man vielleicht zwei, die noch ganz gut aussehen, und der Rest ist nix … ähm … unterm Strich sag ich mal: Aus dem Budget, das da war, haben wir immer sehr viel Value rausgeholt. Die Filme sehen ja nicht billig aus. Und auch von der Besetzung her, oder bei Alone in the Dark die Creatures find ich, sehen gut aus. Da hätte ein Studio vielleicht das Doppelte für ausgegeben.

Sie habens ja gerade gesagt: Sie drehen vermehrt in Kanada. Warum nicht zum Beispiel in Deutschland?

Ja, wenn man Genre-Filme dreht, kriegt man in Deutschland natürlich keinen Support. Wir würden keine Förderung kriegen, wir würden keine Fernseh-Deals kriegen, und in Kanada gibt’s eben Wirtschafts-Förderung. Da krieg ich automatisch ungefähr 20 bis 25 Prozent vom Geld wieder. Und die amerikanischen Stars drehen natürlich lieber in Kanada als in Deutschland, also 2 Stunden von Los Angeles mit dem Flieger, ich krieg das Geld wieder, und es sieht aus wie in Amerika. Postal hätte man zum Beispiel hier gar nicht drehen können. Es muss ja auch nach Amerika aussehen. Aber Dungeon Siege hätte man auch hier drehen können. Und BloodRayne hätte man auch hier drehen können. Aber da ist natürlich Rumänien unschlagbar billig gewesen. Das waren 20 Prozent von den Kosten, die hier nötig gewesen wären.

Die meisten Ihrer Filme spielen das große Geld ja erst auf DVD ein. Jetzt haben Sie mit BloodRayne 2 eine Videopremiere abgedreht. Wie ist das als Regisseur so, wenn man weiß, der Film kommt nur auf DVD raus?

Naja, in Russland kommt er ja auch ins Kino, und im Mittleren Osten und Thailand auch. Einerseits denkt man sich natürlich „Scheisse!“, andererseits würde ich mich aber auch unwohl fühlen, wenn der Film in Amerika, wo der erste Film ja nicht funktioniert hat, ins Kino kommen würde, weil der würde ja auch floppen. Also das wäre ja der erste zweite Teil, der funktioniert, nachdem der erste Teil gefloppt ist. Das ist einfach Quatsch. Andererseits war ja BloodRayne vom Budget her, weil wir halt „Wilder Westen“ gedreht haben, mitten im Winter in so nem Westernstädtchen, preiswert machbar. Vom Budget her isses nicht nötig, dass der Film im Kino Geld einspielt, und sieht trotzdem so aus, wie wir uns das vorgestellt haben. So gesehen bin ich da jetzt nicht traurig. Ich würd auch gern BloodRayne 3 drehen, der dann im Zweiten Weltkrieg spielt. Also ich würd das gerne abrunden. Der Letzte ist dann wie das Spiel im Endeffekt. Also „BloodRayne Warhammer“. Das würden wir dann in Kroatien drehen, wo wir den Zweiten Weltkrieg gut nachstellen können. Wenn das auch wieder Direct-to-DVD wär, würd ich trotzdem wieder Regie führen, weil ich persönlich BloodRayne einfach geil find.





Keine Schnute ziehen ... Fortsetzung folgt!


Freitag, September 07, 2007

Uwe Bolls Postal

So, heute hatte ich das Vergnügen, Uwe Boll treffen zu können, ihm eine halbe Stunde lang Fragen zu stellen und obendrein noch sein neuestes Opus "Postal" sehen zu dürfen. Fangen wir mal ganz von vorne an. Nach meiner Unterhaltung mit Doc Boll bin ich überzeugt: Das ist ein netter Typ mit dem Herzen am richtigen Fleck. Er hat über Filmfinanzierung geredet (auf dem Gebiet ist er ein echter Fuchs), enttäuschte Spielefans, Internet-Basher, die Intentionen, die er mit "Postal" hatte, und hat sogar damit rausgerückt, wie er Sir Ben Kingsley für "BloodRayne" verpflichten konnte. Auch die Geschichte mit der FSK-Prüfung zu "Postal" fand ich nett: Er ist wohl in der Erwartung hingegangen, keine Freigabe zu bekommen, doch die Prüfer fanden den Film spitze und entschuldigten sich angeblich sogar für die FSK 16. 12-Jährigen wollten sie das Werk dann doch nicht zumuten. Sehr redselig und sympathisch, der gute Mann. Dazu aber eventuell später mehr, falls ich das komplette Interview hier veröffentliche.

Kommen wir zur Hauptattraktion: "Postal". Die Story folgt den Erlebnissen des Postal Dude, der mit seiner 300-Kilo-Frau in einem Trailer Park lebt und irgendwann einfach die Schnauze voll hat. Zusammen mit seinem Onkel und einer Weltuntergangs-Sekte will er Spielzeugfiguren aus dem Vergnügungspark "Little Germany" (Besitzer: Uwe Boll im Bayern-Kostüm) stehlen. Allerdings ist auch die Al Kaida hinter den Püppchen her, denn in ihnen sind Ampullen mit dem Vogelgrippe-Virus versteckt. Es kommt zu einer Konfrontation, und irgendwann ballert jeder auf jeden. Wortwörtlich. Das ist die ganze Story. Ohne Scheiss.

Uwe Boll fühlt sich nach eigenen Aussagen etwas in die 60er-Jahre zurückversetzt: Seit dem Terroranschlag in New York hat man ständig bereits die Schere im Kopf, der Großteil der Hollywood-Filme besteht aus austauschbaren Ben Stiller-Komödien, überall wird mit der amerikanischen Flagge gewedelt. Uwe Boll findet das scheisse. Mit "Postal" wollte er bewusst Tabus brechen und die Politik aufs Korn nehmen. Warum darf man in Filmen keine Kinder erschießen? Uwe Boll tut das, um Sensationsjournalismus bloßzustellen. George W. Bush und Osama Bin Laden sind gar keine Feinde, sondern arbeiten Hand in Hand zusammen? Uwe Boll propagiert diese These im Film (Am Telefon: "Hey Osama, hier ist George W. Könntest du nicht eine Ölpipeline für mich in die Luft jagen? Die Versicherungssumme ist gigantisch."). Angst, selbst zum Opfer eines Anschlags zu werden, hat Uwe Boll nicht. Was er aber auch nicht hat, ist Talent. Schon in seinen vorherigen Spieleverfilmungen hat er gezeigt, dass ihm das Gespür für Timing und Dramatik fehlt. Allerdings konnte er dieses Handicap da zumindest mit einem extrem hohen Kunstblutverbrauch wieder wettmachen. "Postal" wird das filmische Unvermögen des Mannes, der immer mit den besten Vorsätzen an seine Filme herangeht, zum Verhängnis. Boll wollte eine tiefschwarze Komödie abliefern, seinen Worten zufolge "den wichtigsten Film der letzten zehn Jahre". Herausgekommen ist ein langweiliges Stück Zeitverschwendung, das zwar beste Ansätze für einige zündende Gags hat, aber an mangelhaftem Timing und schlechtem Schnitt leidet. Irgendwie habe ich Mitleid mit Uwe Boll. Er will zwar, kann aber nicht. Ich weiß, das habe ich schon einmal gesagt, aber vielleicht sollte er sich wirklich auf das Produzieren beschränken, denn das kann er. Komischerweise hat er diesmla allerdings keinen wirklich großen Namen verpflichten können. Nein, Ralph "Hai-Alarm auf Mallorca" Möller zählt nicht! Der Muskelmann aus Recklinghausen macht genau das, was er in jedem Film macht: Grimmig aus der Wäsche schauen und bei jeder Gelegenheit sein Gebiss entblößen. Mit dem darstellerischen Unvermögen reiht er sich aber wunderbar in die Riege der overactenden Darsteller ein, die die Dreharbeiten zu "Postal" scheinbar zu keiner Zeit ernst genommen haben.

Tja, wie bewerte ich den Film nun? Nach langem hin und her habe ich mich entschlossen, keine neue Tiefstwertung zu geben. "Return of the living Dead 5" bleibt mit einem Ergebnis von -2 weiterhin Spitzenreiter. Und immerhin habe ich bei "Postal" ungefähr fünf Mal gelacht. Der Film wird übrigens nur in wenigen Kinos zu sehen sein, da sich große Ketten wie Kinopolis und Cinemaxx angeblich nicht trauen, den Film zu zeigen.

Fazit: Gut gemeinte, aber fürchterlich daneben gegangene "Komödie", die auf Political Correctness scheisst.

Wertung: 0 von 5

Samstag, September 01, 2007

28 Weeks Later

Gefühlte 28 Wochen nach dem letzten Eintrag konnte ich mich mal wieder dazu aufraffen, was zu schreiben. Und wie passend, dass es sich dabei um meinen Senf zu "28 Weeks Later" handelt ;-)
Bevor ich ein paar Worte zum Film verliere, aber noch meine Eindrücke zum Publikum und zwei Spezis im Besonderen. Ich sollte wirklich aufhören, in die Spätvorstellungen zu gehen. Normalerweise ist das Publikum im Münchener Mathäser ganz in Ordnung. Aber was ich neulich bei "28 Weeks Later" erlebt habe, lässt mich doch etwas am Guten im Menschen zweifeln. Neben mir saßen zwei etwas ältere Herren, die wohl noch die Zombie-Welle der späten 70er und frühen 80er miterlebt haben und den Vorgänger "28 Days later" nicht gesehen haben. Anders lassen sich unqualifizierte Kommentare wie "Boah, die rennen ja. Das gab's früher aber net." oder "Ach was... der ist sofort verwandelt? So'n Schmarrn!" nicht erklären. Noch dazu hielten die beiden es für nötig, fast jede Szene ganz wie zu Hause auf der Couch zu kommentieren. Ich hasse sowas. Warum muss man immer, wenn man mal ein bekanntes Logo sieht (die Protagonisten rennen an einem McDonald's vorbei) laut eine Bemerkung dazu machen (in diesem Fall: "Der McDoof. Höhöhö.")? Und wurde der Film mal etwas lauter - kein Problem: Man kann ja mit seiner Stimmgewalt das Geschehen auf der Leinwand locker übertönen. Nach einer netten Beschwerde meinerseits, doch den ständigen Kommentar zu lassen - wenn ich sowas hören will, doch bitte vom Regisseur, und dann kaufe ich mir dazu die DVD - und irritierten Blicken ihrerseits war kurz Ruhe, doch dann ging's munter weiter. Auch die Unart, bei jedem Blutspritzer laut zu Gröhlen (und bei der Hubschrauber-Szene sogar zu klatschen), kann ich nicht ganz nachvollziehen. Sicher, man grinst mal, wenn man auf Splatter steht. Aber Applaus halte ich eigentlich nur bei Funsplatter wie "Braindead" oder diversen "Freitag der 13." für angebracht. Vielleicht sollte ich mir das nächste Mal Schwarzeneggers Flugzeug-Aktion in "Phantom Kommando" zum Vorbild nehmen: Einfach mal kurz mit dem Ellbogen die Nase ins Gehirn getrieben, dann ist Ruhe. "Bitte stören Sie meinen Freund nicht. Er ist todmüde."

Zum Film: Wow! Endlich mal wieder ein richtig spannender Horror-Schocker. Worum geht's? 28 Wochen nach dem Vorfall, der beinahe alle Bewohner Englands mit dem mysteriösen Wut-Virus infizierte und zu rasenden Bestien werden ließ, scheint wieder Normalität einzukehren: Die Infizierten sind verhungert, und die US-Armee hilft beim Wiederaufbau. Da taucht eine Frau auf, die zwar infiziert ist, aber scheinbar immun zu sein scheint. Sie verhält sich ganz normal. Doch nach innigem Kontakt mit ihrem Mann wird er infiziert, verwandelt sich in einen Wut-Zombie und tötet alles, was ihm in den Weg kommt. Der Virus breitet sich wieder aus, die Armee tötet alles, was sich bewegt. Eine kleine Gruppe Überlebender versucht, sich bis zu einem Treffpunkt durchzuschlagen, an dem ein Hubschrauber wartet.
Sicher: Die Story ist simpel und zweckmäßig, doch die packende Inszenierung macht "28 Weeks Later" im dunklen Kino mit laut aufgedrehtem Sound zu einem echten Erlebnis. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal vor Spannung richtig verkrampft im Kinosessel gesessen habe. War das bei "The Hills have Eyes"? Könnte hinkommen. Jedenfalls hatte ich dieses Erlebnis jetzt wieder. Hat man die Säuberungsaktion ohne Rücksicht auf Verluste ("Code Red - schießen Sie auf alles, was sich bewegt!") gerade so verdaut, haut einem der Film mit der Szene in der U-Bahn nochmal so richtig in die Magengrube: Drei Überlebende tasten sich nur mit Hilfe eines Nachtsicht-Zielfernrohrs durch die vollkommene Dunkelheit über Rolltrepppen und verweste Leichen. Und dann bewegt sich was! Genau so sollte ein guter Horrorfilm aussehen. Natürlich gibt's auch für die Gorehounds ordentlich Gematsche, was aber bis auf eine Szene (eben die mit dem Hubschrauber und einem Feld voller Infizierter) nie zum Johlen cool ist, sondern wie der Rest des Films ziemlich unangenehm wirkt. Ich würde die Fortsetzung qualitativ sogar noch über das gute Original stellen.

Fazit: Keine Fließband-Fortsetzung, sondern ein spannender Horror-Schocker, der diese Bezeichnung auch verdient.

Wertung: 4,5 von 5