Donnerstag, Juni 28, 2007

Review: Live Free Or Die Hard (Stirb langsam 4.0)

Ich weiß nicht ... auch wenn es im Film um Hacker und Computerkram geht, finde ich den Export-Titel "Die Hard 4.0" irgendwie doof. "Live Free Or Die Hard" klingt doch viel cooler! Naja, jedenfalls komme ich gerade aus dem Münchener Cinema, wo ich John McClanes viertes Abentuer in der englischen version gesehen habe, und will mal meine Meinung zum Film kundtun.
Kurzanalyse der bisherigen Teile: "Die Hard" ist ein Klassiker des Actionfilms. Da gibt's gar nix dran zu rütteln. Coole Sprüche, tolle Charaktere, gute Schauspieler, klasse Inszenierung. "Die Harder" legt zwar noch eins drauf, gefällt mir wegen den erzwungen wirkenden Parallelen zum Vorgänger nicht mehr so gut. Ist meiner Meinung nach auch etwas zu comichaft in Szene gesetzt. Trotzdem toller Actionfilm. "Die Hard With A Vengeance" hat das Publikum gespalten: Die einen fanden's klasse, dass der Film nicht nach dem bekannten Strickmuster abläuft, die anderen meinen, es wäre deshalb kein echter "Die Hard"-Film. Mir hat er gut gefallen. Bruce Willis und Sam Jackson sind ein cooles Gespann, Jeremy Irons agiert als Bösewicht wunderbar überdreht. Kein Klassiker, aber schönes Actionkino.


Der vierte Teil knüpft einige Jahre später an: McClane soll einen Hacker in Gewahrsam nehmen und nach Washington bringen. Doch als böse Buben ihre großkalibrigen Waffen sprechen lassen und die gesamte Bude des Computerfreaks (mitsamt der schönen Actionfiguren, über die sich McClane lustig machen darf) in die Luft fliegt, dämmert dem Cop, das hier was nicht stimmt. Tatsächlich ist eine Gruppe von Hackern dabei, die USA lahmzulegen. Und sie wollen jeden Computerexperten ausschalten, der ihnen dabei in die Quere kommen könnte. Als Team wider Willen machen sich die beiden auf den Weg, den Bad Guys in die Suppe zu spucken. Und dabei geht so einiges zu Bruch! Ein Helikopter wird per Streifenwagen aus der Luft geholt, ein Auto rast durch ein Gebäude und schließlich einen Fahrstuhlschacht hinab, ein Truck wird von einem Kampfjet ohne Rücksicht auf zivile Verluste mit Kugeln und Raketen eingedeckt. Um nur mal ein paar äußerst krawallige Momente zu nennen.


Nein, ein "Die Hard"-Film im Sinne der ersten beiden Teile ist die dritte Fortsetzung sicher nicht. Eher ein "Die Hard With A Vengeance" auf Speed. Das ist mir aber völlig egal, weil Willis' Filmcharakter immer noch genau derselbe Sprüche klopfende, nicht kleinzukriegende, blutverschmierte Typ ist, der damals den Nakatomi-Tower in einen Terroristen-Friedhof verwandelte. Was einigen Fans vielleicht sauer aufstoßen wird, ist der teilweise stark übertriebene Stil der Action: McClane ist im vierten Teil ein richtiges Stehauf-Männchen, das direkt einem Cartoon entsprungen sein könnte. Mir aber egal. Ich wurde prächtig unterhalten! Neben all den Explosionen, Schießereien und Prügeleien kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Einiges davon geht zu Lasten von McClane, der mental immer noch in den 80ern steckt und sich mit der Welt der Computer-Nerds nicht auskennt. Sehr schön ist eine Sequenz im Keller des Hackers "Warlock" (Kevin Smith) abspielt. John steht vor einem Pappaufsteller von Boba Fett und meint "Nice poster", um das Eis zu brechen. Darauf der Warlock: "Oh, you're a fan of the Fett?" McClane hat offensichtlich keine Ahnung, was gemeint ist, verwechselt Boba mit einem "Star Trek"-Charakter und antwortet: "No, I'm more of a Star Wars guy." Was folgt, ist Kevin Smiths entsetzter Gesichtsausdruck. Köstlich!

Dagegen bleiben die Charaktere der "Bösen", die in Teil 1 und 3 eigentlich mit das Interessanteste waren, sehr farblos. Vor allem Milchgesicht Timothy Olyphant, den man demnächst als Auftragskiller 47 in "Hitman" bewundern darf, hat weder etwas bedrohliches noch etwas durchgeknalltes an sich, sondern ist einfach nur da, um dem Film einen Bösewicht zu geben. Schade.


Im Vorfeld gab es viel Gerede um die Schnitte, die der Verleih in den USA vorgenommen hat, um den Film von einem R-Rating (ab 17 Jahren, wie die Vorgänger) auf PG-13 herunterzukürzen. Ich habe das Schlimmste befürchtet, kann aber für mich sagen, dass das im Kino kaum stört. Klar: Es gibt keine Blutspritzer bei Schießereien, die Gewalt ist generell etwas zurückgeschraubt und das patentierte McClane-Gefluche ist stark abgemildert. Aber trotzdem ist "Live Free Or Die Hard" für einen PG-13-Film erstaunlich hart. Hier wurden die Grenzen bis zum Äußersten ausgelotet. Was mir allerdings gefehlt hat, ist die wunderbare "I'll get my daughter and kill 'em all"-Szene aus dem Trailer. Keine Ahnung, ob die Aufzählung der Befreiungsplan-Varianten zu hart war, oder man sich letztlich generell für eine andere Version der Szene entschieden hat. Naja, mal auf die unvermeidliche "Extended"-DVD warten, die uns hoffentlich den ursprünglichen R-Rated-Schnitt beschert.


Fazit: Hervorragendes Blockbuster-Kino, das man sich trotz des Wissens um die Freigabe-Tragödie unbedingt im Kino ansehen sollte.


Wertung: 4 von 5

1 Kommentar:

  1. Naja, ich finde dass du ein wenig gnädig umgehst mit diesem neuesten Ableger einer, wie du ja selber schreibst, traditionsreichen Reihe. Aber auch wenn ich Teil 3 noch sehr gerne mochte, Teil 4 ist mir jetzt doch ein bißchen zu sehr "over the top". Natürlich: Die Action ist einfallsreich und im Kinosaal rockt das ordentlich die Wände, aber zu McClane will das meiner Meinung nach einfach nicht so recht passen. Der hat zwar immer schon so ziemlich alles überlebt, aber ein wenig authentisch war das Ganze dabei schon immer. Hier hingegen, wie du es bereits schreibst: Ein einziger Cartoonheld. Wenn auch die Sprüche weiterhin stimmen.

    Auf meinem Blog gibts auch ne Kritik.

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